Netzwerken – ein Schlüssel zum beruflichen Erfolg
Die sechsteilige Onlinereihe „Wozu braucht die Welt Feminismus?“ von Anika Werner und mir nimmt ihren Lauf, die Workshops sind gut besucht und es findet ein spannender und vielseitiger Austausch statt. Wir sind eine bunte Gruppe geworden, mit Frauen unterschiedlichen Alters, aus verschiedenen Berufen und Familienkonstellationen, mit alten und neuen Teilnehmerinnen und guten Freundinnen. Wir duzen uns, haben Rituale für einen wertschätzenden Umgang und sehen uns als gemeinsam Lernende. Bereits in den Vorstellungsrunden berichten wir von Erfahrungen, aber auch von Leidenschaften und lernen uns so besser kennen.
Unser letztes Dezemberthema: „Netzwerken – ein Schlüssel zum beruflichen Erfolg“ zeigt uns wie wichtig es ist, Menschen oder Institutionen an unserer Seite zu haben, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen, mit uns gemeinsame Wege gehen und Herausforderungen mit Kraft und Entschlossenheit begegnen.
Das Thema Netzwerken hat in unserer Onlinereihe einen besonderen Platz. Zum einen sind wir ein tolles feministisches Netzwerk geworden, das sich über berufliche und private Fragen zum Thema Gleichstellung von Frauen austauscht. Zum anderen ist es in Zeiten der Individualisierung ein wichtiger Lebensbaustein, um Gemeinschaft zu erleben, Hilfen zu geben und anzunehmen.
In Zeiten der Digitalisierung wird Netzwerken leicht gemacht. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu treten, ohne, dass man sich persönlich begegnet. Daraus ergeben sich ganz andere Formen der Unterstützung und der Wissensvermittlung, als es früher üblich war.
Netzwerken, wird auf vielen Internetseiten, als Erfolgsstrategie, als wichtigstes Handwerkzeug für die berufliche Karriere für Frauen angepriesen.
Ich möchte hier ein paar Netzwerke mit ihren Werten und Zielen vorstellen und anschließend fragen: Worin besteht dieser Erfolg, von dem so oft gesprochen wird, was macht Netzwerken für Frauen so wichtig.
Netzwerke, oft auch als Seilschaften oder Old Boys Network bezeichnet, gibt es schon sehr lange. In der Regel gründeten Männer im letzten und vorletzten Jahrhundert Vereine oder Clubs mit konkreten Regeln der Zusammenkünfte, mit hohen ethischen Werten und Zielen: sich gegenseitig zu unterstützen, anderen zu helfen und etwas für die Gemeinschaft zu tun. Ältere internationale Clubs hatten und haben dabei sogar die Weltgemeinschaft im Blick.
Da die Männerclubs keine Frauen aufnahmen, gründeten Frauen Anfang des 20 Jahrhunderts ihre eigenen Clubs in den USA. Die Zontas und die Soroptimistinnen sind die größten internationalen Frauenclubs weltweit. Frauenclubs ging und geht es darum, berufstätige Frauen zu stärken und sich gegenseitig zu stützen. In Deutschland begann die Gründung von Frauenvereinen und -gruppen nach dem ersten Weltkrieg. Auch in deutschen Berufsverbänden ging es den Frauen darum, sich gegenseitig zu stützen, Informationen auszutauschen und damit gesellschaftlich die Stellung der Frauen zu verbessern. Beispiele sind der Deutsche Akademikerinnenbund, der Deutsche Arztinnenbund, der Deutsche Juristinnenbund, der Deutsche Ingenieurinnenbund (1986 in Darmstadt gegründet). Es waren Berufsgruppen, die von Männern dominiert waren und keine Frauen in ihren Gruppen oder Verbände zuließen. Noch 1955 verbot der Deutsche Fußballbund (DFB) den Frauenfußball.
Im Gegensatz zu den fest strukturierten Netzwerken mit ihren Werten und Regeln der Zusammenkünfte, der Zulassung von Mitgliedern gibt es auch offenere Möglichkeiten des Netzwerkens. Dem Thema Klüngeln – wir kennen uns – wir helfen uns – als Erfolgsmethode für Frauen mit Karrierewunsch haben sich Anni Hausladen und Gerda Laufenberg 2001 mit ihrem Klüngel-Knigge erstmals ausführlich gewidmet. Sie behaupten Klüngeln ist die Leiter zum Erfolg. Umsichtig und gezielt genutzt, geht von der „Kunst des Klüngelns“ eine Kraft aus, die stärker ist als alle Zeugnisse und Diplome. Sie beruht auf einem ausgewogenen System von Kompetenzen, Möglichkeiten und Verbindungen. Es gibt keine festen Strukturen, sondern Mund zu Mund Propaganda ist die Form der Vermittlung und Vernetzung, z. B. beim gemeinsamen Mittagessen mit den Kolleginnen, auf dem Spielplatz mit Eltern oder der Geburtstagsfeier der Großmutter.
Klüngeln, kooperieren, sich vernetzen macht den beruflichen oder geschäftlichen Erfolg planbar. Das Klüngeln öffnet viele Verbindungen und kann den Weg zu geplanten Zielen ebnen.
Heute, 20 Jahre später, ist das Internet voll mit Angeboten von Netzwerken für Frauen von Frauen. Frauen helfen Frauen. Frauen stärken Frauen. Heute mehr denn je wollen Frauennetzwerke Frauen beraten, fördern, befähigen, unterstützen, informieren, weiterbilden und vieles mehr, mit dem Ziel:
Frauen bei ihren Karrierewünschen zu unterstützen, damit sie potenzielle Stolpersteine früh erkennen, strukturelle Benachteiligungen wahrnehmen und sich wehren, sich gegenseitig inspirieren und informieren.
Was bieten die Netzwerke berufstätigen Frauen?
Es geht bei den meisten Frauennetzwerken vor allem darum, die berufliche Karriere zu fördern und Frauen im Arbeitsleben zu stärken. Wie genau funktioniert das?
In vielen Netzwerken spielen persönliche Kontakte eine zentrale Rolle. Und um in Kontakt zu kommen und zu bleiben, wurden regionale Clubs gegründet und gemeinsame Aktionen durchgeführt. Die regionalen Zonta- und Soroptimistinnen Clubs zeichnen regelmäßig junge talentierte Mädchen und Frauen für herausragende Leistungen in der Schule und im Beruf aus, sowie für ehrenamtliches Engagement. Die Clubs vergeben Stipendien, fördern Projekte und beteiligen sich auch an bundesweiten Aktionen wie dem internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November.Sie geben Starthilfen und unterstützen Notleidende.
Den Berufsverbänden geht es vor allem um Wissensvermittlung, Informationsweitergabe und Weiterbildung. Sie geben öffentliche Stellungnahmen bei wichtigen politischen Entscheidungen ab. Berufsverbände werden oft auch bei Gesetzgebungsverfahren beratend hinzugezogen. Beispielsweise setzt sich der deutsche Juristinnenbund insbesondere für eine geschlechtergerechte Gesellschaft ein.
Das neue Online Netzwerk #ConnectingHumans hat zum Ziel, die Arbeitswelt zu verändern – mit Beiträgen zu New Work und Work out loud geht es ihnen darum #vernetztesArbeiten – #vernetztesFühren – #vernetztesLernen – #FrauenStärken zu vermitteln. Sie beantworten die Frage: „Können wir etwas schaffen, dass größer ist, als wir selbst?“ mit einem eindeutigen „Ja“.
Worum geht es beim Netzwerken?
Das netzwerken ist so vielfältig, wie die Netzwerke selbst. Wo immer ich am netzwerken bin, ob in der Kleinkindgruppe, unter Kolleginnen, im Berufsverband oder in einer Partei, ist es wichtig, dass ich für mich, meine Arbeit, mein Engagement interessante, helfende, nützliche Informationen oder Hilfen bekomme, z. B. dass
- jemand eine Firma kennt, die gerade meine Qualifikationen sucht,
- mein Verein auch Stipendien für Studierende und Promovierende vergibt,
- mein neues Online-Netzwerk Sprachkurse für meine Bedürfnisse anbietet,
- ich im Alumnae-Netzwerk meiner Universität spannende Exkursionen angeboten bekomme,
- ich durch die Arbeitsgruppe berufstätiger Frauen über aktuelle Jobangebote erfahre und Projekte, in die ich einsteigen kann,
- ich jemanden kenne, die meine Bewerbung und den Lebenslauf kritisch liest,
- ich jemanden an meiner Seite habe, mit der ich meine Vorträge üben kann,
- ich durch Vergabe des „Sophia-Preises“ die Care-Arbeit des Soroptimist-International Hannover kennenlerne
- ich durch Teilnahme an Weiterbildungen jemanden kennengelernt habe, über den ich einen neuen Laptop organisiert bekommen habe und meine alten Stühle losgeworden bin.
Sicher fallen Euch, liebe Leserinnen und Leser, weitere Beispiele ein. Tue Gutes, erfahre Gutes und erzähle es weiter. Wenn Du Stolpersteine und Gemeinheiten erlebt hast, erzähle auch diese weiter. Das sind Informationen die uns stärken, die Frauen stärken.
Es geht beim Netzwerken und Klüngeln oftmals auch um schöne Erfahrungen, weil wir uns miteinander kennengelernt und miteinander gesprochen haben.
Strategische Zielsetzung
Ein Großteil der Netzwerke entsteht von allein, über Interessengemeinschaften, Sport, Arbeit, Arbeitsgruppen und vieles mehr. Andere Netzwerke, die ich gerne hätte, muss ich erst mal finden. Hier ist strategisches Vorgehen zu empfehlen, z. B. Ziele zu definieren, was erwarte ich von den Kontakten, hätte ich gerne Prominente aus meiner Branche in dem Netzwerk, oder setze ich andere Prioritäten. Welche Themen sind mir wichtig? Wie bekomme ich die Balance von Geben und Nehmen hin? Diese Fragen und Überlegungen sind wichtig und zielführend vor Eintritt in ein neues Netzwerk.
Wir brauchen vielseitige Kontakte, um im Beruf, in Parteien, in Verbänden und andernorts unsere beruflichen Möglichkeiten zu erkennen und zu entwickeln. Und die formellen und informellen Netzwerke, denen wir uns verbunden fühlen, brauchen uns, weil wir ihnen viel zu geben haben. Ergebnisse aus dem Workshop.
Wir brauchen Feminismus, zum gegenseitigen Respekt, zur gegenseitigen Unterstützung und zum gemeinsamen Lernen.
—–
Literaturhinweise und Websites
Kebekus, Carolin. Es kann nur eine geben. Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2021
Katharina Heilen. So geht ´Frauen stärken`! 7 der spannendsten Frauen-Netzwerke in Deutschland.
https://www.emotion.de/leben-arbeit/karriere/frauen-netzwerke-deutschland
Klüngeln & Co
https://frauen-kluengeln.de/kluengel-buecher/die-kunst-des-kluengelns/
#FrauenStärken – -Working out loud.